Am 1. Juli hat Martina Brockmeier ihr Amt als Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft angetreten. Bei ihrem Besuch am IPK stellte sie sich am Freitag den Fragen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und skizzierte ihre Vorstellungen.
Welchen Eindruck haben Sie bisher von Bettina Stark-Watzinger, der neuen Bundesministerin für Forschung und Bildung? Wann ist mit einer Überarbeitung des europäischen Gentechnik-Gesetzes zu rechnen? Und wie kann die Zusammenarbeit innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft noch weiter verbessert werden? Das waren nur drei der Fragen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IPK an Martina Brockmeier hatten. Die neue Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, die seit 1. Juli 2022 im Amt ist, war am vergangenen Freitag zu Besuch am IPK. „Wir freuen uns natürlich sehr, dass Sie schon so früh zu uns kommen“, sagte Nicolaus von Wirén, Leiter der Abteilung Physiologie und Zellbiologie, zur Begrüßung. Und die Agrarökonomin und frühere Vorsitzende des Wissenschaftsrates stellte im gut besuchten Hörsaal nicht nur ihre Vorstellungen für die Zukunft der Leibniz-Gemeinschaft vor, sondern nahm sich auch Zeit für die Fragen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Mit der Ministerin habe sie bereits mehrere Gespräche geführt. „Wir haben über Zukunftsthemen der Leibniz-Gemeinschaft gesprochen und aktuelle Herausforderungen des Wissenschaftssystems diskutiert. Die Ministerin war sehr interessiert und kennt die Leibniz-Gemeinschaft auch sehr gut“, berichtete die Präsidentin. Bei den Regelungen zur Gentechnik glaubt die Nachfolgerin von Matthias Kleiner nicht an schnelle Lösungen. „Das ist nicht von heute auf morgen zu ändern, aber ich werde mich dafür einsetzen.“ Am wichtigsten war ihr aber der Aspekt, der in der dritten Frage angesprochen wurde, die weitere Zusammenarbeit innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft. „Wir müssen künftig alle enger zusammenrücken und neue Wege der Kooperation suchen“, bekräftigte Martina Brockmeier. Das spare in Zeiten knapper Kassen nicht nur Ressourcen. „Der Austausch von Ideen schafft vor allem auch Vertrauen. Und wer sich vertraut, der tauscht sich künftig noch intensiver aus.“
Die Leibniz-Gemeinschaft sieht sie dabei schon gut aufgestellt. „Wir sind eine junge, sehr agile und reaktionsfähige Wissenschaftsorganisation und daher in einer guten Position.“ Gleichwohl stehe auch die Leibniz-Gemeinschaft vor drei großen Herausforderungen: Für die Wissenschaft wird das Budget vorerst nicht anwachsen, sondern absehbar stagnieren oder es stehe künftig sogar weniger Geld zur Verfügung bzw. werden die durch den „Pakt für Forschung und Innovation“ definierten Steigerungen durch Inflation und Kostensteigerungen weit übertroffen. Unvorhersehbare Ereignisse wie die Pandemie oder den Krieg in der Ukraine könne man schwerlich vorher einkalkulieren. Und die globale Konkurrenz werde weiter zunehmen, das gelte vor allem für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sagte Martina Brockmeier und markierte damit wichtige Rahmenbedingungen ihrer noch frischen Präsidentschaft.
Dem IPK stellte sie bei ihrem Besuch ausdrücklich sein sehr gutes Zeugnis aus, nahm das Institut damit jedoch auch in die Pflicht. „Sie haben wirklich viel zu bieten, und Sie haben bei der letzten Evaluation exzellent abgeschnitten“, hob die Präsidentin hervor, „damit haben Sie aber auch eine besondere Verantwortung, gerade im Hinblick auf die Stärkung der Zusammenarbeit mit anderen Partnern der Leibniz-Gemeinschaft.“ Das gelte für neue Formen der Kooperation ebenso wie beim Fokus auf Exzellenz - auch bei wissenschaftlichen Publikationen. Grundsätzlich müsse Wissenschaft und Forschung mehr Gewicht auf Qualität als auf Quantität legen, bekräftigte die Präsidentin und kritisierte nicht zum ersten Mal Veröffentlichungen in Form der Salamitaktik.
Ebenfalls auf den Nägeln brannte der Präsidentin das Thema Energiepreise und Energieversorgung, das speziell auch für das IPK von Bedeutung ist. Zwar profitiere das Institut von einer Biogasanlage, erklärte Ingmar Schmidt, Administrativer Leiter des IPK. „Wir haben aber auch den zweithöchsten Stromverbrauch aller Leibniz-Institute.“ Das liege am hohen Verbrauch für die Kühlung biologischer Materialen, inklusive der Bundeszentralen Ex-situ-Genbank, den für die Erhaltung dieser biologischen Vielfalt benötigten zahlreichen Gewächshäusern sowie der IPK PhänoSphäre, einer weltweit noch einmaligen Forschungsinfrastruktur am Institut. Durch einen Ausfall der Stromversorgung in den Kühlzellen der Genbank des IPK würden die dort gelagerten wertvollen Muster unwiederbringlich verlorengehen. Für Martina Brockmeier ist auch anhand dieser Beispiele klar, dass die Wissenschaft im Falle einer Krise hohe Aufmerksamkeit in der Politik erfordert.
Am Ende zog Nicolaus von Wirén ein äußerst positives Fazit des Besuches. „Ich bin mir nach den Gesprächen mit Martina Brockmeier sicher, dass es für uns alle ein sehr inspirierender Austausch war, der uns als Institut neue Möglichkeiten eröffnet, innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft frische Impulse zu setzen“, erklärte Nicolaus von Wirén, der die Präsidentin am Ende herzlich zum 80-jährigen Jubiläum im September 2023 einlud.